Herbert Castéran leitet die Konferenz zum Thema der Übertragung von Familienunternehmen ein, die die erste eines Konferenzzyklus ist, der von der Handwerkskammer Elsass und der Agentur für die Attraktivität des Elsass organisiert wurde. Mitorganisatoren sind Patrice Charlier, Leiter des Lehrstuhls "Unternehmensübertragungen" an der EM Straßburg, und Christine Greiner, Mitbegründerin der C_Suites Conseil, einer Unternehmensberatungsgesellschaft, die Entscheidungsträger unterstützt. Und um dieses heikle Thema zu diskutieren, haben wir mit zwei emblematischen Familienunternehmern der Region gesprochen: Michel Haag, Präsident von Météor, und Pierre Schmittheisler, Präsident von SERMES.
Vorbereitung der Übergabe durch den Übergeber
Patrice Charlier eröffnete die Konferenz, indem er daran erinnerte, dass in Frankreich der Anteil der Unternehmensübertragungen im Rahmen der Familie nur 12% beträgt, verglichen mit 65% in Deutschland und 76% in Italien! Ein Unternehmen gilt als Familienunternehmen, wenn es sich seit mindestens zwei Generationen im Besitz derselben Familie befindet. Auch wenn seine Verwaltung einfacher erscheint, weil sie „in der Familie“ erfolgt, stellt sich dennoch die heikle und manchmal schmerzhafte Frage der Nachfolge, die oft schlecht oder unzureichend vorbereitet wird. Dieser Prozess beinhaltet die Übertragung der Inhaberschaft und der Leitung, aber auch und vor allem eine stark emotionale Komponente für den Übergeber, den Übernehmer und die Familienmitglieder.
Nicolas Mougin (Handwerkskammer) präzisiert, dass im Elsass in der Handwerksbranche zwischen 25 und 35% der Unternehmensleiter über 55 Jahre alt sind. Das heißt, dass mehr als 8.000 Unternehmen mittelfristig Gegenstand einer Übertragung sein werden. Aus den Zahlen des BODACC (Offizielles Bulletin für zivile und kommerzielle Bekanntmachungen) geht hervor, dass die Überlebensrate eines übernommenen Unternehmens nach 5 Jahren 88% beträgt, während jedes zweite Unternehmen im Falle einer Gründung die 3-Jahres-Marke nicht übersteht. Der Vergleich dieser beiden Zahlen zeigt, warum die Handwerkskammer an der Übertragung beteiligt ist.
Während die Nachfolge in der Regel über mehrere Jahre hinweg antizipiert, durchdacht und umgesetzt wird, nähert sich der Unternehmensleiter dem Rentenalter an, muss sie auch manchmal im Falle des Ablebens des Unternehmensleiters in Eile organisiert werden, wie Christine Greiner erläutert.
Dies war der Fall bei Pierre Schmittheisler, der nach dem vorzeitigen Ableben seines Vaters im Alter von nur 24 Jahren an die Spitze des Unternehmens SERMES katapultiert wurde. Da er nicht möchte, dass auch seine Angehörigen in eine solche Situation kommen, bereitet er sich bereits auf sein zukünftiges Abbleben vor und hat schon 75% seiner Aktien an seine Kinder abgetreten. Im Alter von 62 Jahren präzisiert Pierre Schmittheisler, das Nachfolgeverfahren bereits seit 3 Jahren eingeleitet zu haben. Er plant, seinen Platz in den nächsten zehn Jahren vollständig seinen Kindern zu überlassen, um den wohlverdienten Ruhestand zu genießen. Zwei seiner Söhne sind bereits im Familienunternehmen beschäftigt.
Michel Haag leitet Météor, "eine unabhängige elsässische Brauerei, die dies auch bleiben will", die er seit Langem an der Seite seiner charismatischen Frau Yolande führt, die sich ebenfalls sehr für das Unternehmen engagiert. In dieser Brauerei, die seit fast 380 Jahren floriert, herrscht ein echter Familiengeist, selbst unter den Mitarbeitern, deren Familien zum Teil auch schon seit mehreren Generationen im Unternehmen tätig sind. Nachdem Michel Haag gerade seine 50-jährige Karriere gefeiert hat, ist er im Begriff, die Tradition an Edouard, das jüngste seiner vier Kinder, weiterzugeben. Edouard hat bereits die Position des geschäftsführenden und kaufmännischen Direktors inne. Für Michel Haag müssen im Falle einer Familienübertragung drei Schlüsselkriterien erfüllt werden: Der Übernehmer muss bereit sein, die Führung des Unternehmens zu übernehmen, aber er muss auch unter allen Umständen über die erforderlichen Führungskompetenzen verfügen. Schließlich muss der Übergeber sicherstellen, dass er seinem Nachfolger kein vergiftetes Geschenk macht. Mit anderen Worten, er muss ihm ein gesundes und nachhaltiges Unternehmen übergeben.
Sensible Bereiche und unvermeidliche Schritte
Christine Greiner hat die Kriterien eingehend überprüft und die für eine erfolgreiche Unternehmensübertragung zu vermeidenden Fallen aufgezählt.
Zunächst konzentriert sich die Beratungsspezialistin auf die drei Bereiche, die in einen solchen Prozess einbezogen sind: die Familie natürlich, aber auch das Unternehmen und die am Unternehmen beteiligten Arbeitnehmer. Drei Bereiche, die während dieser Übergangsphase berücksichtigt, angehört und bestmöglich bewahrt werden müssen. Für eine erfolgreiche Nachfolge muss der Übergeber ein aktiver und involvierter Zuhörer sein und gleichzeitig nach und nach seinen Platz als Entscheidungsträger seinem Nachfolger überlassen.
Christine Greiner gibt außerdem zwei grundlegende Ratschläge: Vorausnahme und Rationalisierung. Der Prozess dauert im Falle einer Übertragung zwischen 5 und 10 Jahren, während ein "klassischer" Unternehmensverkauf nur 2 bis 3 Jahre dauert. "Der Lauf der Zeit schließt Türen", sagte sie, und "je mehr man im Voraus handelt, desto mehr ist das Spiel vollkommen offen" und erlaubt uns, die verschiedenen uns zur Verfügung stehenden Lösungen in Betracht zu ziehen. "Antizipieren bedeutet nicht, 10 Jahre im Voraus die Person zu benennen, die die Nachfolge antreten werden, sondern einfach nur, in eine bestimmte Richtung zu arbeiten", was die erfolgreiche Durchführung dieses Prozesses ermöglicht. Was die Rationalisierung betrifft, so ist sie ein sehr wichtiges Element der Übertragung, da vermieden werden muss, dass Emotionen die Oberhand gewinnen.
Die Werte des Unternehmens bewahren
Alle Beteiligten sind sich über diese Vision der zu befolgenden Schritte einig. Was den Wandel betrifft, kann dieser zwar den Übergebern Angst machen, ist jedoch gleichsam für das Überleben des Unternehmens notwendig. Wieder einmal sind sich alle einig, dass Wandel und Innovation der Entwicklung einer Gesellschaft innewohnen und sogar ihre gute Gesundheit garantieren. Haben Pierre Schmittheisler und Michel Haag im Laufe der Generationen die Veränderung ihrer Unternehmen miterlebt, diente das lediglich der Anpassung an eine sich ständig verändernde Welt. Das Wichtigste sei, so sagen sie einstimmig, die Fähigkeit die Grundwerte des Unternehmens um jeden Preis zu bewahren.
Zur Vertiefung
Konferenzzyklus: Übertragung - Übernahme von Unternehmen
- Donnerstag, 12. Dezember, um 18.00 Uhr in Mulhouse (SIM) - Der Verhandlungsprozess der externen Übertragung / Übernahme: eine Lösung erfinden (öffentlich: Übernehmer)
- Donnerstag, 6. Februar, an der EM Straßburg um 18.00 Uhr - Die Unternehmensübernahme: ein anderer Weg zum Unternehmertum (Öffentlichkeit, Studenten, Unternehmensübernehmer und -gründer)
- Donnerstag, 9. April um 12:00 Uhr in Colmar (Schloss Kiener) - Konferenz - Mittagessen : Unternehmensbewertung (öffentlich: Übergeber)