Immer mehr Studierende werden bereits während ihres Studiums unternehmerisch tätig. Beispielsweise suchen sie sich unter ihren Kommilitonen Gleichgesinnte, nutzen das Netzwerk der Hochschule, um von zukünftigen Partnern zu profitieren, oder holen sich Unterstützung von den an der Hochschule angebotenen Inkubatoren. Anastasia Chauvière, eine ehrgeizige junge Frau und Studentierende im berufsbildenden Jahr der EM Strasbourg Business School, stürzte sich vor einem Jahr mit We Dough in ein Abenteuer aus Bechern mit rohem Plätzchenteig.
Erzähle uns von deinem Projekt
Alles begann während meines Austauschs an der Wirtschaftshochschule HEC Montréal im Rahmen meines zweiten Jahres des Grande École-Programms. Ich lernte Emma, meine heutige Geschäftspartnerin, an der Ingenieurschule kennen, wo sie damals ebenfalls einen Hochschulaustausch absolvierte. Wir sind beide verrückt nach Essen und Delikatessen, und gemeinsam haben wir uns in der gesamten Gegend nach Konzepten umgesehen. Während einer Reise nach New York stießen wir auf ein Geschäft, das alle möglichen rohen Keksteige verkaufte. Das war genau unser Ding! Aber vor allem haben wir uns gefragt: Warum gibt es dieses Konzept nicht in Frankreich? We Dough war geboren.
Momentan absolviere ich ein berufsbildendes Jahr, um mich ganz dem Projekt zu widmen und es weiterzuentwickeln. Nach und nach vermarkteten wir das Produkt über Studierendenveranstaltungen. Wir bemerkten die große Nachfrage auf dem Universitätscampus: In nur zwei Monaten haben wir bereits 2.000 Becher verkauft! Der nächste Schritt war die Öffnung unserer E-Commerce-Plattform, um der Nachfrage unserer Kunden gerecht zu werden. Nächstes Jahr möchte ich einerseits mein drittes Jahr des Grande École-Programms mit den Schwerpunkten Verhandlungen und kommerzielles Management abschließen, vorzugsweise in Form eines dualen Studiums in einem Lebensmittelkonzern und andererseits unser Unternehmen weiterentwickeln, was eine echte Herausforderung darstellt!
A propos: Wie bringst du Studierendenleben, Privatleben und Berufsleben unter einen Hut?
Die Euphorie beim Startschuss eines Projekts lässt uns schnell unser Privatleben vergessen. Dennoch sollte man sein Privatleben natürlich nicht vernachlässigen, obwohl Zugeständnisse zwangsläufig notwendig sind. Was uns vom Projektbeginn an sehr geholfen hat, war das Betreuungsangebot. Über die Teilnahme an Wettbewerben haben wir häufig Ratschläge von Experten aus verschiedenen Bereichen erhalten, die uns beim Aufbau unseres Geschäfts geholfen haben und auch dabei, ein Gleichgewicht zwischen unserem beruflichen, persönlichen und studentischen Leben zu finden. Tatsächlich haben wir kürzlich den 2. Preis des Coup2Boost gewonnen, eines Wettbewerbs, bei dem große Unternehmen Projekte von Studierenden wie das unsere unterstützen. Die Firma STEF, ein wichtiger Akteur der europäischen Lebensmittellieferkette, stand uns im Rahmen dieses Wettbewerbs als Mentor zur Seite. Ihre Fachkompetenz in den Bereichen Kühlkette und Logistik sind für uns von unschätzbarem Wert, sind derartige Fragen für Branchenfremde doch äußerst komplex.
In jedem Fall ist es eine echte Herausforderung, alles gleichzeitig zu bewältigen. Häufig leidet das Privatleben darunter. Aber das ist nun einmal das Risiko der Begeisterten! Nach und nach fanden Emma und ich unsere unternehmerischen Rollen: Sie kümmert sich dank ihrer Ingenieursausbildung um alles was mit Zahlen zu tun hat und um die Logistik. Ich für meinen Teil konzentriere mich auf das Kommerzielle, Marketing und Kommunikation. Diese Aufteilung ermöglicht es uns, unser kleines Unternehmen bestmöglich zu verwalten. Schließlich werden wir auch von der Hochschule unterstützt. Der Verantwortliche von La Ruche à Projets, dem Gründerzentrum der EM Strasbourg Business School, begleitet uns, berät uns umfangreich und gibt uns viele Ratschläge, wie wir vorankommen können.
Ist es schwer, eine Unternehmerin zu sein?
Am Anfang hatten wir Angst, insbesondere als junge Frauen in der Agrar- und Nahrungsmittelindustrie tätig zu werden, die eine echte Männerdomäne ist. Wir haben uns gefragt, ob Investoren und Partner uns überhaupt ernst nehmen würden. Letztendlich sagten wir uns, dass es sich dabei um einen Vorteil handelte und wir wollten beweisen, dass wir es als junge Frauen ganz allein schaffen konnten. Denn natürlich ist es durchaus möglich und deshalb kommen wir Tag für Tag ein Stückchen weiter und beziehen daraus unsere Motivation! Wir konnten beobachten, dass letztendlich die eigene Leidenschaft, die man ausstrahlt, die Menschen für einen einnimmt.
Zu viele Frauen haben Angst, machen sich Sorgen und zögern, den entscheidenden Schritt zu wagen. Deshalb wollen wir sie mithilfe des Vereins „100000 entrepreneurs“, dem wir uns angeschlossen haben, sie dahingehend sensibilisieren. Wir sprechen in Klassen, Gymnasien und Schulen, damit mehr Frauen und Mädchen als Unternehmerinnen tätig werden. Es ist uns ein Anliegen zu zeigen, dass wir als junge Frauen selbstverständlich sehr wohl erfolgreich sein und in einem männlichen Sektor ein Unternehmen gründen können. Diese Werte möchten wir mit so vielen Menschen wie möglich teilen, weil sie uns unmittelbar betreffen.
Wann wird roher Plätzchenteig im Elsass erhältlich sein?
Ab September, wenn ich für mein 3. Jahr des Grande École-Programm wieder in die Region zurückkehre; dann möchte ich diese Gelegenheit beim Schopfe packen und unser Konzept im Elsass ein Stück weit umsetzen. Es wäre großartig, wenn We Dough an der EM Strasbourg Business School oder mithilfe von Verkaufsflächen bzw. von Veranstaltungen, die wir bespielen könnten, sogar in Straßburg vertreten wäre! Fortsetzung folgt...