Claire Roederer, Inhaberin des Lehrstuhls für Kundenerfahrungen an der EM Strasbourg Business School, beweist mit der Aufforderung ihrer Studierenden zur Teilnahme am Wettbewerb „Fill the Bottle“, dass Erfahrungsmarketing (Experiential Marketing) auch über Maßnahmen zugunsten der Umwelt und des öffentlichen Raums vermittelt werden kann. Die individuellen Schilderungen dieser Maßnahme seitens der Studierenden dienen als Unterstützung bei der Entschlüsselung der wichtigsten Konzepte der Kundenerfahrung, insbesondere der hedonistischen und sensorischen Komponenten sowie der immer wichtiger werdenden Rolle des „handelnden Konsumenten“.
Wobei handelt es sich beim Wettbewerb „Fill the bottle“, an dem Ihre 60 Studierenden teilnehmen sollten?
Am 24. September haben wir unsere Studierenden fast zwei Stunden lang mit einer 1,5-Liter-Plastikflasche in den Straßen von Straßburg „ausgesetzt“, mit einem einzigen Ziel: Sie mit so vielen Zigarettenstummeln anzufüllen, wie sie nur finden konnten. Diese Herausforderung ist derzeit in sozialen Netzwerken sehr en vogue und als solche berührt sie bereits die Frage des Erfahrungsmarketings, die wir in unserem Kurs „Neue Marketingtrends“ ansprechen und unseren 60 Marketing-Studierenden im zweiten Studienjahr des Grande École-Programms anbieten.
Ihr Auftrag bestand also darin, Zigarettenkippen von der Straße aufzulesen?
Genau! Sie müssen verstehen, dass wir ihnen dieses Jahr einen untypischen Kurs anbieten wollten, samt Frühstückskonferenzen, Workshops... Dieser„Ausflug“ ist Teil dieser Philosophie und ich versuche ihnen begreiflich zu machen, dass das Erlebnismarketing auch gesellschaftliche oder ökologische Dimensionen einschließt und auch den städtischen Raum miteinbeziehen kann. Neben der direkten Arbeit in sozialen Netzwerken werden die Studierenden gebeten, einen persönlichen Erfahrungsbericht abzugeben. Dieser bildet eine Arbeitsgrundlage für die Offenlegung der Merkmale und Konzepte der Kundenerfahrung, insbesondere in Bezug auf ihre sensorische Komponente sowie in einem Kontext, in dem der Verbraucher zum Akteur, zum Mitarbeiter und manchmal sogar zum Mitgestalter von Produkten, Dienstleistungen oder Veranstaltungen wird.
Was sind Ihre Ziele?
Es gibt drei Hauptelemente: Erstens, den Studierenden durch Praxis Erfahrungen zu vermitteln, damit sie die im Unterricht vermittelten Konzepte auch wirklich begreifen können. Zweitens möchte ich, dass sie verstehen, dass Marketing, jenseits von Vorurteilen, auch die Frage des allgemeinen Interesses ansprechen kann. Schließlich, dass ihnen klar wird, dass Marketing heutzutage bedeutet, Gespräche in sozialen Netzwerken samt echtem horizontalen Austausch zu etablieren, der zu mehr Freiheit führt. Für sie ist das nicht so selbstverständlich.
Wie haben die Studierenden auf Ihren Vorschlag reagiert?
Einige waren auf den ersten Blick überrascht, aber insgesamt wurde er positiv aufgenommen. Meiner Meinung nach waren sie durchaus empfänglich für diesen etwas untypischen Ansatz.
Und zwar umso mehr, weil der Ansatz gut zu den Werten unserer Hochschule passt!
Es stimmt, dass die EM Strasbourg Business School, insbesondere durch ihre 3 Werte ein sehr starkes Engagement für nachhaltige Entwicklung an den Tag legt. Aber Marketing ist auch eine Frage des verantwortungsbewussten Verhaltens und wir können uns nicht länger der Tatsache verschließen, dass Umwelt ein Thema ist. Jeder kann seinen Teil durch tugendhaftes Verhalten dazu beitragen, unseren Einfluss auf den Planeten und den öffentlichen Raum zu begrenzen. Mit dieser Aktion regen wir auch die Studierenden zum Nachdenken darüber an und tragen hoffentlich dazu bei, sie in Zukunft zu verantwortungsbewussteren Bürgern und Managern zu machen.